Am 31. Mai 2025 startete die Christopher-Street-Day-Saison in Sachsen. Mit Blick auf die auffällig starken rechten Gegenproteste auf CSD-Veranstaltungen vergangenen Jahres setzt die Fachstelle der LAG Queeres Netzwerk Sachsen auf eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Polizei und queeren Communities und verweist auf die Errungenschaften der letzten Jahre.
Britta Borrego, geschäftsleitende Bildungsreferentin der LAG Queeres Netzwerk Sachsen, sagt dazu: „Die diesjährige CSD-Saison muss sicherer werden. Wir als queere Vereine und Initiativen in Sachsen leisten wichtige Arbeit, um das Verhältnis zwischen Polizei & Justiz, queeren Communities und CSD-Veranstaltenden zu verbessern. Für den Schutz von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, inter und queeren Personen befinden wir uns seit Jahren im engen Austausch mit der sächsischen Polizei, der Justiz und den Opferschutzbeauftragten. Wir erhoffen uns davon einen umfassenden Schutz vor queerfeindlicher Hasskriminalität, einen sensiblen Umgang mit Betroffenen und eine verbesserte Strafverfolgung von queerfeindlichen Hassdelikten.“
Zu den queerpolitischen Erfolgen im Bereich Gewaltprävention und Opferschutz des Freistaats zählen unter anderem die Einrichtung einer Ansprechstelle für lsbtiq* Personen beim LKA Sachsen und eine verbesserte Zusammenarbeit mit queeren Interessensvertretungen seitens von Polizei und Staatsanwaltschaften. Zudem nehmen wir ein großes Interesse seitens der Polizeifachschulen und der Hochschule der Sächsischen Polizei wahr, sich in Aus- und Fortbildung regelmäßig durch queere Vereine hin zu mehr Sensibilität schulen zu lassen. „Diese Schulungen wären aber nicht ohne die sichere Ausstattung queerer Trägerstrukturen in der Zukunft möglich“, so Borrego weiter.
Dieses Jahr werden in insgesamt 14 Groß- bis Kleinstädten des Freistaats zahlreiche Sächs*innen für mehr Sichtbarkeit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie für die gleichberechtigte Teilhabe von lsbtiq* Personen auf die Straßen gehen. Dies sind weniger CSD-Veranstaltungen als im letzten Jahr, was auch mit der starken rechten Gegenmobilisierung im vergangenen Jahr zusammenhängen kann.
Queerfeindliche Straftaten sind derzeit auf einem Höchststand, was die neuen Fallzahlen zur politisch motivierten Kriminalität des Bundeskriminalamts darlegen (zur BKA-Veröffentlichung). Dies kann sowohl mit einem tatsächlichen Anstieg der Übergriffe als auch mit einer erhöhten Anzeigebereitschaft Betroffener zusammenhängen. Das Dunkelfeld wird dennoch auf sehr hoch, teilweise auf 90-96 %, geschätzt (Quelle des BMI, Quelle des LSVD (PDF)).
Theresa Zängler, Bildungsreferentin der LAG Queeres Netzwerk, dazu: „Das steigende Ausmaß von queerfeindlichen Einstellungen und Gewalt, sowohl bundesweit als auch spezifisch in Sachsen, ist besorgniserregend. Wir appellieren jedoch an einen queersensiblen Umgang der sächsischen Strafverfolgungsbehörden und Hilfesysteme sowie an die Solidarität der sächsischen Bürger*innen und empfehlen Betroffenen, queerfeindliche Straftaten unbedingt zur Anzeige zu bringen. In Vorbereitung auf die CSD-Saison haben wir mögliche Komplikationen mit unseren Mitgliedsvereinen und der sächsischen Polizei eruiert und auf spezifische Bedarfe hingewiesen. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass die CSD-Demonstrationen reibungslos ablaufen können – damit die gesellschaftliche Bedeutung der CSDs als Orte des politischen Ausdrucks und des Erstreitens gleichberechtigter Teilhabe wieder im Vordergrund steht.“