LSBTTIQ* werden in Sachsen Opfer von vorurteilsmotivierter Kriminalität bzw. Hasskriminalität. Dazu steht im Landesaktionsplan Vielfalt (2017) der Sächsischen Staatsregierung: „Nach den Richtlinien des KPMD-PMK werden politisch motivierte Straftaten der Hasskriminalität zugeordnet, wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Einstellung des Täters Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie gegen eine Person wegen ihrer […] sexuellen Orientierung […] gerichtet sind und die Tathandlung damit im Kausalzusammenhang steht bzw. sich in diesem Zusammenhang gegen eine Institution/Sache oder ein Objekt richtet.”
Das Problem: jedes Bundesland entscheidet selbst, wie es die Vorgabe für die Erfassung von Hassverbrechen umsetzt – und wie genau Gewalt gegen LSBTTIQ* statistisch erfasst wird. Die KPMD-PMK-Statistik für Sachsen verzeichnet unter der Kategorie „sexuelle Orientierung“ zwei Straftaten im Jahr 2013, vier Straftaten im Jahr 2014, 14 Straftaten im Jahr 2015 und sieben Straftaten für 2016. 313 Straftaten bundesweit meldete das Bundesinnenministerium für 2017.
Nicht nur für Sachsen, auch für Deutschland insgesamt sind diese offiziellen Zahlen als irreführend einzuschätzen. Die Beratungsarbeit der Vereine im Netzwerk ließ und lässt vermuten, dass die Dunkelziffer von vorurteilsmotivierter Gewalt sehr hoch ist. Das genaue Ausmaß lässt sich aus methodischen Gründen nicht genau erheben, das Dunkelfeld sich durch Studien aber erhellen.
Für Sachsen gab es bis 2019 keine umfassenden Erhebungen oder exakte offizielle Statistiken. Anders als in anderen Bundesländern existierten bis 2019 im Freistaat keine spezialisierten Ansprechpersonen für LSBTTIQ* im Landeskriminalamt. Auch VelsPol, das Mitarbeiternetzwerk für LSBT in Polizei, Justiz und Zoll, ist in Sachsen nicht mit einem eigenen Landesverband vertreten.
Die LAG Queeres Netzwerk Sachsen und die Polizei Sachsen bieten einen gemeinsamen Infoflyer zu Hasskriminalität gegen LSBTTIQ* an. Ziele sind es, Anlaufstellen für Betroffene LSBTTIQ* zu vermitteln, Vertrauen zwischen Communities und Polizei aufzubauen und die Anzeigebereitschaft bei LSBTTIQ*-feindlichen Straftaten zu erhöhen. Der Flyer kann als PDF frei verfügbar hier heruntergeladen werden.
Mit Hilfe einer Crowdfunding Kampagne (Oktober–November 2018) konnten wir die nötigen Mittel zusammentragen, um die erste wissenschaftliche Dunkelfeldstudie zu Gewalterfahrungen von LSBTTIQ* in Sachsen unabhängig zu ermöglichen.
Sie wurde durch unsere Fachstelle in Kooperation mit Prof.in Dr.in phil. Gudrun Ehlert und Prof.in Dr.in phil. Asiye Kaya der Fakultät Soziale Arbeit an der Hochschule Mittweida realisiert. Peggy Gruna (M.A. Soziale Arbeit) und Sabine Fraede (Dipl. Soziologin) führten die Konzeption des Fragebogens und die empirische Umsetzung bzw. Auswertung der Daten durch.
Was wir mit der Studie herausfinden wollten:
Die Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass Gewalt gegen LSBTTIQ* in Sachsen weiter verbreitet ist, als bisher offiziell bekannt. Alle weiteren Infos und Details:
Was jetzt passieren muss: